Das Foorballjahr 2019 hat der DJK Holzbüttgen bisher eine Menge wunderbarer Momente gebracht. Insebsondere das Bundesligateam hatte mit dem 6. Tabellenplatz nach der regulären Saison allen Grund zur Freude. Doch wo immer die Sonne strahlt, werden stets auch Schatten geworfen. In diesem Frühjahr wirft vor allem ein Faktum besonders große Schatten auf die Gemüter aller DJKler: Ilari Suuronen wird zurück in seinen Heimatort Jotsa in Finnland ziehen. Damit endet in Holzbüttgen eine beispiellose Ära.
Es war Frühsommer 2015. Bahnhof Düsseldorf Bilk. Noch eine gute Stunde bis Trainingsbeginn. Die Düsseldorfer Floorballfraktion der DJK schlenderte wie gewohnt die Treppen des Bahnhofs hinauf um in die S-Bahn richtung Kaarst zu steigen. Man plauderte und erwartete nichts besonderes, als plötzlich im Augenwinkel eine Person mit Floorball-Schlägertasche aufblitzte. – Normalerweise in Deutschland noch kein Alltagsphänomen. Man wendete sich einander zu und stellte sich vor. Es war die erste Begegnung mit Ilari Suuronen. Ein bisschen Englisch und kaum Deutsch, aber man verstand sich dennoch irgendwie. Dann erinnerte man sich wieder an die Worte der Unisport-Telnehmer, welche ganz beiläufig die nahezu als Belanglosigkeit getarnte Tatsache erwähnten, dass momentan ”immer wieder so ein Typ im Unitraining” auftauche, der gar nicht mal so übel spiele. Genau dieser unscheinbare Typ sollte sich bald in Holzbüttgen unsterblich machen.
Der zunächst als Durchreise geplante Aufenthalt in Deutschland entwickelte sich zu einem längerfristigen Sommerurlaub. Ilari trainierte mit der 1.Mannschaft und fand sich zügig ins Team ein. Auf Anhieb trafen er, die Mannschaft und das Umfeld auf wechselseitige Gegenliebe. Es dauerte nicht lange, da stand auch schon ein unbefristeter Job für den studierten Ingenieur in Aussicht. Der als Ferienziel ausgeguckte Großraum Düsseldorf bekam in Kürze den Status der neuen Wahlheimat.
Der Anfang einer Erfolgsgeschichte: Tag für Tag verbesserte Ilari sein Deutsch und saugte jedes Wort auf wie ein Schwamm das Wasser, sodass er nach nur wenigen Wochen keine Konversation mehr hat scheuen müssen. Das bedeutet nicht, dass er sich plötzlch in der Rolle des Großredners, Entertainers oder Moderatoren sah. Im Gegenteil: Er ist bis heute die Personifizierung des Prizips ”In der Ruhe liegt die Kraft”.
Und die Kraft geht dem Blondschopf selten bis nie aus: Ilari gehörte mit großem Abstad zu den Trainingsfleißigsten der Mannschaft und ließ kaum eine Einheit aus, um an sein Limit zu gehen. Jedwedem Ärger mit der Deutschen Bahn ging er zumindest mittwochs aus dem Weg, indem er bei Wind und Wetter mit dem Rennrad von Düsseldorf nach Kaarst düste. Ganz zum Leidwesen seiner übrigen sportlichen Ambitionen. Denn der passionierte Langstreckenläufer merkte nicht selten scherzhaft an, dass der ganze Hallensport seiner Marathonkarriere im Wege stehe. Aber genau dieser Einsatz machte Ilari zu einer unverzichtbaren Säule des Erfolgs seiner vier jahre bei der DJK. Als Kämpfer, Dauerläufer, Sportsmann im engsten Sinne der Fairnessidee und vor allem als verlässlicher Scorer spielte er sich in die Herzen der Fans. Erfolgte bei der Vorstellung der Starting Six vor Heimspielen der Aufruf ”Unsere Nummer 62, Ilari Suuronen”, begann die Halle unter dem Jubel der elektrisierten Fans förmlich zu beben. Der Publikumsliebling wurde in seiner Zeit bei der DJK Holzbüttgen Topscorer der 2.FBL, führte die Mannschaft 2017 ins Final 4 und dann als Spielertrainer in die Königsklasse des deutschen Floorballverbandes. In der 1.FBL löste er dann in der Bundesliga-Jungfernsaison prompt die Tickets für die Playoffs und sicherte der DJK den ersehnten Verbleib in der Liga.
Zweifellos hinterlässt der zum Idol herangewachsene Torjäger sportlich sehr große Fußstapfen. Aber auch neben dem Feld war mit Ilari immer zu rechnen. Ob als Unterstützer und Zuschauer der anderen Teams, Teilnehmer an internen Spaßturnieren, Beteiligter in der Vereinsarbeit und letztlich als Coach. Dem Damenteam, der U17 und der Bundeligamannschaft drückte er in den letzten Jahren seinen Stempel auf und lebte allen seine kompetetive Sportphilosophie vor. Auf nahezu jeder Vereinsveranstaltung war der introvertierte Finne, der von sich selber behauptet ”ich bin nicht so ein sozialer Typ”, anzutreffen. Pragmatisch handeln statt Reden schwingen, das ist der Normalfall bei ihm.
Nichtsdestotrotz wäre es falsch Ilari als gänzlich schweigsam zu bezeichnen. Vor allem bei intensiven Saunagängen, Besuchen der Düsseldorfer Altstadt oder bei ”Anna” und ihrem Akropolis-Grill sind Zitate für die Ewigkeit entstanden. Nicht nur sein Faible für die kulinarischen Vermächtnisse der Region, sondern auch die rege Weitergabe interner Redewendungen, Lieder und running gags zeigt, wie spielend und nachhaltig Integration funktionieren kann. Und das ganz ohne sich verstellen zu müssen.
Mit diesen Zeilen ist viel gesagt, jedoch werden sie dem Phänomen ”Heinrich Suuronen” niemals in Gänze gerecht. Mit seiner Verlässlichkeit, Disziplin und konstruktiven Art hinterlässt er eine Lücke, die nur schwer zu schließen ist. Die DJK verabschiedet diesen Sommer ein wahres Original, eine echte Vereinslegende. Ein Mann, der auf spezielle Weise mehr Holzbüttger geworden ist, als so manch Eingeborener.
Zur offiziellen Verabschiedung beim letzen Heimspiel im März hat das Team Ilari sogar ein eigenes Liedgewidmet:
[Melodie: Die Toten Hosen – Zehn kleine Jägermeister]
”Heinrich für alle, alle für Heinrich
Wenn er bald fort ist, fehlt er uns unheimlich.
Einmal geht jeder, das fällt uns schwer,
Es war uns ’ne Ehre, danken dir sehr!
Ilari Suuronen, einmalig auf der Welt.
Ob rasiert oder mit Playoff-Bart,
Du bleibst unser Held.”
Es geht mit diesem Bericht nicht darum ”Leb’ wohl!” zu sagen, sondern wenn überhaupt ”Auf Wiedersehen!”, ganz sicher aber um eines: Danke! Danke für alles, Heinrich!