Die DJK bestätigt den Aufwärtstrend und kann auch im West-Duell beim unangefochtenen Spitzenreiter SSF Dragons Bonn einen Punkt entführen. Am Ende wurde die Partie in der Verlängerung zwar äußerst unglücklich mit 5:4 verloren aber was bleibt, ist der PunktGEWINN und das Wissen, dass man wieder mit den Top-Teams mithalten kann (Bericht: Michael Mülhöfer).
Grundsätzlich gleichen die Spiele gegen die Bonner aktuell wohl eher einem Besuch beim Zahnarzt. Das kann auch richtig wehtun. Die Tormaschine der Dragons läuft regelmäßig auf Hochtouren und fegt die Gegner regelrecht vom Platz. Das Team aus der ehemaligen Bundeshauptstadt erzielte bisher durchschnittlich knapp 10 Tore pro Spiel und schoss mit sieben Toren gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Weißenfels nur einmal weniger als acht Tore in einem Spiel. Besonders auffällig dabei die erste Reihe der Bonner mit gleich drei Spielern in den Top 10 der Scorerliste.
Es war also klar, wenn es nicht allzu sehr wehtun soll, schießt man am besten mindestens elf Tore oder muss einen perfekten Tag in der Defensive erwischen. Im ersten Drittel sollte das Spiel auch zunächst den erwarteten Verlauf nehmen. Die DJK war durchaus gut im Spiel aber die Bonner kamen zu deutlich mehr Abschlüssen. Mit Durchsetzungswillen, Einsatz und einem Jan Saurbier im Kasten, der bereits seit Wochen in WM-Form ist, konnte man zwar die meisten Situationen aus dem Spiel heraus entschärfen. Aber schon die kleinsten Fehler wurden durch die Bonner eiskalt bestraft. In der 4. Minute war es ein Konter und in der 12. Minute ein Fehler im Aufbauspiel und die Angreifer der Dragons kamen zu frei zum Abschluss und es stand dann doch 2:0. Auch ihrem nahezu perfekten Überzahlspiel machten die Bonner alle Ehre. 83 Prozent der Powerplays wurden bisher zu einem Torerfolg genutzt und so kam es wie es kommen musste. In der 14. Minute konnten die Gastgeber gleich die erste Überzahl im Match zum 3:0 nutzen. In der 18. Minute fiel dann sogar noch das 4:0, diesmal ein durch schnelles Direktspiel wirklich sehenswert herausgespieltes Tor. Und obwohl es nicht mehr lange bis zur ersten Drittelpause war, nahm der Coach der Holzbüttger, Joel Heine, sofort seine Auszeit, um das Team nochmal neu zu fokussieren.
Natürlich weiß man immer erst hinterher, ob eine Maßnahme, den gewünschten Erfolg einbringt oder nicht. Aber hier sollte sich zeigen, dass die Auszeit genau zur rechten Zeit genommen wurde. Denn im zweiten Drittel kamen auch die Holzbüttger zu immer besseren Chancen und konnten gleichzeitig das eigene Tor noch effizienter verteidigen. In der 4. Minute war es dann Dennis Schiffer der, nach einem scharfen Pass von Noah de Zwaan, sofort abzog und auf 4:1 verkürzen konnte. Und als in der 10. Minute Mikael Mähönen nach Vorlage von Juuso Ylinen aus der Distanz zum 4:2 traf, wurden erste Erinnerungen an das letzte Gastspiel in Bonn geweckt, als man 3:0 zurücklag und das Spiel sogar noch gewinnen konnte. Natürlich sind die Vorzeichen in dieser Saison ganz andere aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und als Nils Hofferbert in der 13. Minute nach starkem Einsatz von Veeti Koivisto sogar den Anschlusstreffer zum 4:3 markieren konnte waren die gut 100 aus Kaarst mitgereisten Fans der Grün-Weißen komplett aus dem Häuschen. Dass das Momentum etwas zu Gunsten der Holzbüttger kippte, zeigte sich auch daran, dass eine zweite Überzahlgelegenheit der Bonner diesmal gekonnt verteidigt werden konnte und so ging es mit dem 4:3 in das letzte Drittel.
Bedingt durch einen Wechselfehler, bekam dann auch die DJK mal eine Gelegenheit in Überzahl zu spielen. Und wenn es einmal läuft, dann läuft es. In der 3. Minute konnte das Powerplay perfekt zu Ende gespielt werden, indem Krystof Manour einmal sauber durch das Zentrum rüber auf Juuso Ylinen gepasst hat, der aus spitzem Winkel direkt zum 4:4 Ausgleich abzog. Der Rest des Drittels war hauptsächlich durch die Spannung geprägt, wer wohl das entscheidende Tor zum Sieg schießen würde. Da aber kein Tor mehr fallen sollte, hatte die DJK bereits den einen Punkt für das Unentschieden sicher. Daran hätten vor dem Spiel wohl nur die Wenigsten geglaubt.
In der Verlängerung ging es nun noch darum sich einen Zusatzpunkt zu verdienen. Und der wäre sogar tatsächlich mehr als drin und nach dem Spielverlauf und dem großartigen Kampf vielleicht sogar verdient gewesen. Denn bereits in der ersten Minute konnte ein vielversprechender Konter der Holzbüttger durch Krystof Manour und Juuso Ylinen nur durch ein Foul des Bonner Verteidigers gestoppt werden und die Schiedsrichter entschieden folgerichtig auf Penalty. Zu diesem trat dann Krystof Manour an, scheiterte allerdings nur erdenklich knapp an der Latte. Das mit der ersten richtigen Chance in der 2. Minute der Verlängerung die Dragons das 5:4 erzielten mag im ersten Moment bitter gewesen sein aber für das Team sollte eindeutig die Aufholjagd und der Punktgewinn im Vordergrund stehen.
Das Bonn in 60 Minuten nicht mehr als vier Tore erzielen konnte, ist etwas, was Mut machen sollte. Und so haben es auch die mitgereisten Fans gesehen, die noch minutenlang ihre Mannschaft mit stehenden Ovationen bedacht haben. Entsprechend bedankte sich Juuso Ylinen, Spieler des Spiels auf Seiten der Holzbüttger, auch bei den eigenen Anhängern: „Wir haben dem Tabellenführer einen ordentlichen Fight geliefert. Den Fans gilt ein besonderer Dank, die dieses Derby zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.“
Mit dieser Leistung sollten auch am kommenden Sonntag in Schriesheim gegen den Turnverein Punkte zu holen sein, wenn es darum geht, in einem Nachholspiel die Hinrunde offiziell abzuschließen.