Floorball-Weltmeisterschaft 2024 – Deutschland weiter in den Top 8

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Vom 7. bis zum 15. Dezember fand in Malmö die 15. IFF Floorball-Weltmeisterschaft der Herren statt. Damit fand das größte Floorballereignis der Welt zum insgesamt vierten Mal in Schweden statt. Während die drittgrößte Stadt Schwedens bereits 2006 schon mal ein paar Vorrundenspiele ausrichten durfte, fanden diesmal alle 48 Spiele in der Malmö Arena und der etwas kleineren Baltic Hall statt.

Neben Gastgeber und Rekordchampion Schweden traten 15 weitere Teams die Reise nach Skandinavien an. Neben den hauptsächlich europäischen Nationen, waren auch Thailand, die Philippinen, Kanada und Australien dabei. Und auch die deutsche Nationalmannschaft konnte sich in einem Turnier erneut für die Weltspiele des Floorballs qualifizieren.

Und wenn man vom Floorball in Deutschland spricht, dann kommt man an der DJK Holzbüttgen schon lange nicht mehr vorbei. Mit Nils Hofferbert und Goalie Jan Saurbier haben es zwei aktuelle Kaarster in den WM-Kader von Bundestrainer Martin Brückner geschafft. Eingefleischten DJK-Fans dürften aber auch Janos Bröker und Leo Häfner noch etwas sagen, die als Teil der Holzbüttger Meistermannschaft von 2022, mittlerweile allerdings für den SSF Dragons Bonn bzw. für die Bohemians in Tschechien auf dem Parkett stehen. Für ausreichend Floorball-Expertise aus dem Rheinland war also gesorgt.

Wer sich in der Welt des Floorballs ein wenig auskennt, weiß dass die Sportart im Grunde von den vier Topnationen aus Schweden, Finnland, Tschechien und der Schweiz dominiert wird. Und damit es auch in der Vorrunde schon zu spannenden Spielen auf Augenhöhe kommt, sieht der Modus zwei Topgruppen A und B vor, in denen jeweils zwei der Topnationen spielen und jeweils zwei Mannschaften der Top 5 bis 8. Zusätzlich gibt es zwei weitere Gruppen C und D der übrigen acht Nationen. Die zwei Erstplatzierten der Topgruppen A und B ziehen direkt ins Viertelfinale ein und die beiden letztplatzierten müssen in einem Achtelfinale gegen die Erstplatzierten der Gruppen C und D ran.

Die Gruppenphase

Deutschland (aktuell 7. der IFF-Weltrangliste) hat sich erfreulicherweise in den Top 8 etabliert und darf sich entsprechend bereits in der Gruppenphase mit den „Großen“ messen. Letztendlich fand man sich in Gruppe A mit der Schweiz, Tschechien und Norwegen wieder. Die Aufgabe in der Vorrunde war also klar. Gut in das Turnier reinkommen, die „Großen“ ärgern und gegen Norwegen Platz 3 in der Gruppe sichern.

Zumindest ergebnistechnisch sollte es mit dem Ärgern nicht ganz so gut klappen. Im ersten Spiel gegen die Schweiz setzte es eine 2:8 Niederlage und im dritten Spiel gegen Tschechien verlor man gar mit 0:9. Aber Janos Bröker hat während einer Überzahl gegen die Schweiz Deutschlands erstes WM-Tor erzielen können und Nils Hofferbert konnte in einer NRW-Kombination auf den Bonner Florian Weißkirchen auflegen. Gegen Tschechien kam dann Jan Saurbier zu seinem allerersten WM-Einsatz überhaupt und konnte mit sagenhaften 29 Saves zeigen, dass er der etatmäßigen Nummer 1 Jan Lemke in nichts nachsteht. Nils Hofferbert, der einige gute Abschlusschancen hatte, wurde zudem noch Spieler des Spiels.

Der Fokus lag also ganz klar auf dem Spiel gegen Norwegen. Und in diesem wusste die deutsche Nationalmannschaft durchaus zu überzeugen. Am Ende stand mit dem 8:3 der höchste Sieg in der Länderspielgeschichte gegen Norwegen. Ein zu keiner Zeit gefährdeter Sieg bei dem auch die NRW-Kombo wieder scoren konnte, indem erneut Hofferbert für Weißkirchen vorbereitete. Mit diesem Sieg konnte man dann auch den angepeilten Platz 3 in der Gruppe sichern, um im Achtelfinale mit Polen den Zweiten der „schwächeren“ Gruppe D zu empfangen.

 

Das Achtelfinale gegen Polen

In das Spiel gegen Polen gingen die Deutschen dann auch erstmals als Favorit ins Spiel und Nils Hofferbert versprach vor dem Spiel, man werde „auftreten wie eine Mannschaft, die in den Top 8 bleiben möchte und da auch hingehört“ und ging fest von einem Sieg aus. Und genauso trat die Mannschaft auch auf. Bereits nach 3(!) Sekunden erzielte man trotz verlorenen Bullys die 1:0 Führung und damit das wohl schnellste WM-Tor aller Zeiten. Und auch die NRW-Kombo konnte erneut zuschlagen. Beim 3:0 legte diesmal Florian Weißkirchen auf Nils Hofferbert auf, der damit seinen ersten Treffer bei dieser WM erzielen konnte. Mit dem 5:0 erzielte Janos Bröker eines der schönsten Tore dieser WM, indem er den Ball hinter dem Rücken ins Tor bugsierte. Auch Leo Häfner konnte sich zu guter Letzt noch in die Torschützenliste eintragen (8:0). Die deutsche Mannschaft konnte ihrer Favoritenrolle also mehr als gerecht werden und mit einem 10:2 den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen. Gleichzeitig wurde so das Minimalziel erneut unter den besten Acht abzuschließen erreicht.

Im Viertelfinale gegen Gastgeber Schweden

Im Viertelfinale traf das deutsche Team dann auf Gastgeber und Rekordweltmeister Schweden. An ein Weiterkommen wollte vor Beginn der Partie niemand so richtig glauben. Die Kräfteverhältnisse waren klar verteilt. Auf der einen Seite die Profis aus Schweden und auf der anderen Seite die Spieler aus Deutschland, die mehrheitlich ihrem Hobby nachgehen und immer noch versuchen ihren Sport einer breiteren Masse in Deutschland zugänglich zu machen. Aber anscheinend hat den Deutschen vor dem Spiel niemand erzählt, welche Rolle sie hier einzunehmen haben. Und so machten die Jungs auf der Platte das Spiel ihres Lebens. Schweden ging zwar wie erwartet in Führung aber Janos Bröker konnte nur eine Minute später wieder ausgleichen. Auch danach konnte sich Schweden nie richtig absetzen. Eine weitere Führung des Gastgebers konnte ebenfalls ausgeglichen werden und obwohl das deutsche Team fast ausschließlich mit Defensivarbeit beschäftigt war, stand die Angst den etwa 3.500 heimischen Zuschauern in der Mälmö Arena ins Gesicht geschrieben. Denn im letzten Drittel beim Stand von 2:2 gab es tatsächlich sogar Gelegenheiten für die Deutschen in Führung zu gehen. Von den schwedischen Fans war zu diesem Zeitpunkt nicht viel zu hören. Zumindest bis sieben Minuten vor Schluss dann doch das für den WM-Gastgeber erlösende Tor zum 3:2 fiel. Am Ende verlor Deutschland nach hartem Kampf zwar mit 2:5 aber dieses Ergebnis wird der deutschen Floorballfamilie noch lange im Gedächtnis bleiben – ein besseres Spiel und ein knapperes Ergebnis gab es noch nie im Duell mit den Schweden.

Die Platzierungsspiele 

Nach dem Spiel gegen Schweden, immerhin dem 5. Spiel in fünf Tagen, konnte die Mannschaft ihren ersten und einzigen Ruhetag zur Regeneration nutzen, um mit frischen Kräften gegen die Slowakei das Spiel um Platz 5 zu erreichen. Der Ruhetag scheint dem deutschen Team allerdings eher geschadet zu haben, denn vor allem offensiv tat man sich äußerst schwer. Man kam selbst kaum zu qualitativ hochwertigen Chancen und die Schüsse aus der Distanz konnte der gute slowakische Goalie entschärfen. Da auch die deutsche Defensive gut stand, war es ein insgesamt sehr torarmes Spiel bei dem Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen. Die Slowaken gingen durch einen Penalty in Führung. Und besonders bitter war, dass man in Überzahl auch noch ein Tor kassieren musste. Janos Bröker, konnte dann zwar das Powerplay doch noch nutzen, aber man lief weiterhin einem Tor hinterher. Ein weiteres Tor auf Seiten der Deutschen wollte dann auch nicht mehr fallen und so verlor man am Ende mit 1:4.

Goalie Jan Saurbier und Leo Häfner verteidigen gegen Norwegen
Goalie Jan Saurbier und Leo Häfner verteidigen gegen Norwegen
Florian Weißkirchen (7) fälscht Hofferberts Schuss ins Tor ab
Florian Weißkirchen (7) fälscht Hofferberts Schuss ins Tor ab
Nils Hofferbert taucht frei vor dem norwegischen Tor auf
Nils Hofferbert taucht frei vor dem norwegischen Tor auf
Der ehemalige Holzbüttger Janos Bröker im Einsatz gegen Norwegen
Der ehemalige Holzbüttger Janos Bröker im Einsatz gegen Norwegen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ging im letzten Spiel für die Deutschen also um Platz 7 und dort warteten erneut die Norweger, die man in der Gruppenphase schon einmal hat schlagen können. Aber leider schien nach dem Kraftakt gegen die Schweden so ein wenig die Luft raus zu sein. Nach dem deutlichen Sieg in der Vorrunde, setzte es diesmal eine deutliche Niederlage. Jan Saurbier, der ein weiteres Mal das deutsche Tor hüten durfte, konnte einem ein wenig Leid tun. Zu viele Fehler im Aufbau, die die Norweger frei zum Schuss kommen ließen, die Blöcke saßen nicht und in der Offensive wurde fast ausschließlich aus der Distanz geschossen. Die NRW-Kombi konnte zwar ein viertes Mal scoren und Nils Hofferbert seinen zweiten Treffer des Turniers erzielen, aber das dürfte letztlich nur ein schwacher Trost für die Jungs mit dem Adler auf der Brust sein, die ein wenig vom 5. Platz geträumt haben. Die Enttäuschung war auch für den Bonner Florian Weißkirchen entsprechend groß: „Platz 8 ist nicht das, was wir uns erwünscht haben. Wir haben das Ziel einmal an den World Games teilzunehmen und dafür müssen wir 5. werden. Wir haben viel gearbeitet, aber das hat anscheinend nicht gereicht daher müssen da noch eine Schüppe draufsetzten.“

Nach dem Spiel wurde es dann auch nochmal emotional, als Janos Bröker und Kapitän Tim Bötcher ihre Rücktritte aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben haben.

Auch wenn das Turnier mit einer Niederlage endete und die Enttäuschung gerade überwiegt, darf man durchaus auch stolz auf sich sein. Das Team hat gezeigt, dass es weiterhin zu den besten 8 Nationen der Welt gehört, dem Rekordweltmeister einen harten Kampf geliefert und die Floorballgemeinde in Deutschland eine Woche lang bestens unterhalten.

Finnland schlägt Schweden

Übrigens, einen neuen Weltmeister gibt es auch. In einem hochklassigen und spektakulären Finale konnten die Finnen vor über 10.000 Zuschauern einen 0:4 Rückstand gegen die gastgebenden Schweden wettmachen und in der Verlängerung per Golden Goal mit 5:4 gewinnen. Finnland wird also als Titelverteidiger in seine Heim-WM 2026 gehen.

Und für einen Großteil der deutschen Nationalspieler geht am kommenden Wochenende auch schon wieder der Bundesligaalltag weiter. Die DJK Holzbüttgen mit Jan Saurbier und Nils Hofferbert muss dabei am Sonntag um 16 Uhr bei Vizemeister ETV Piranhhas Hamburg antreten. Dabei wird es dann zu einem Wiedersehen mit dem ein oder anderen Kollegen aus der Nationalmannschaft kommen.