Mit 10 Punkten in 12 Spielen im Großfeld und 39 Punkten in 10 Spielen im Kleinfeld ist er einer der produktivsten Tor- und Punktelieferanten der Teams im Herrenbereich und feste Säule der zweiten RL-Reihe. Doch die Statistiken sagen noch zu wenig über das aus, was er eigentlich auf dem Platz leistet. Er ist ein klassischer Arbeiter auf dem Spielfeld und scheint ein unerschöpfliches Laufpensum abrufen zu können. Sein starker Antritt und seine hervorragenden Reflexe machen ihn zu einer Dauergefahr für den gegnerischen Aufbau. Insbesondere in Unterzahl fängt er gefühlt jeden 2. Pass ab und scheint mit dem Schläger überall hinzukommen. Seine Einstellung zum Training und das läuferische Engagement, das er zeigt, könnten vorbildlicher kaum sein. Wir lassen den vergangenen Regionalligaspieltag Revue passieren mit dem 29-jährigen Linksaußen: Björn „die Krake“ Marschollek.
1. Unihockeytown.de: Ziehe einmal ein kurzes Fazit zu eurer Leistung am Wochenende. Bist du zufrieden mit den 5 Punkten? Und wie bewertest du deine eigene Leistung?
Björn: Wir haben bereits früh in der Saison sehr viele Punkte sehr unglücklich und unnötig abgegeben. Daher war und ist die Zielsetzung für die letzten Spieltage, dass wir aus diesen jeweils mit sechs Punkten herausgehen müssen, um wenigstens Platz 2 (den Platz des ersten Verlierers) halten zu können. Zu diesen sechs Punkten hat es wieder nicht gereicht, wir finden uns nun auf Platz 3 wieder und dementsprechend können wir mit der Leistung nicht zufrieden sein. Wir haben gegen Köln anfangs gut gestanden, waren über das gesamte Spiel das bessere Team und haben bis fünf Minuten vor dem Ende nur ein Gegentor zugelassen. Selbst den Ausgleich zum 2:2 konnten wir innerhalb einer halben Minute mit der erneuten Führung beantworten. Das Momentum lag definitiv auf unserer Seite. Dass wir uns durch eine unmögliche Bogenlampe noch das 3:3 hinnehmen mussten und dass der Ball zum vermeintlichen 4:3 zwei Sekunden vor dem Ende der Partie einen Zentimeter vor und nicht hinter der Torlinie aufsetzte, ist bezeichnend für das Pech, das uns diese Saison auch verfolgt.
Meine persönliche Leistung finde ich schwierig zu beurteilen, da unsere Reihe sich normalerweise viel mehr durch hervorragendes Zusammenspiel und blindes Verständnis als durch individuelle Klasse auszeichnet. Zufrieden sein kann ich natürlich nicht, wenn wir nur an zwei der zehn Tore vom Wochenende beteiligt waren, die auch noch größtenteils aus Einzelaktionen resultierten. Glücklicherweise ist Floorball ja ein Teamsport.
2. In jedem Spiel, das die Herrenmannschaft verloren hat, war man lediglich mit einem Tor unterlegen. Woran glaubst du liegt es, dass das Team sich so schwer tut Führungen über die Zeit zu retten, oder Rückstände in knappe Siege statt knappe Niederlagen umzuwandeln?
Es gibt dafür meiner Meinung nach drei wesentliche Faktoren. Zum einen haben wir viele Leistungsträger aus den vergangenen erfolgreichen Jahren, die nun etwas kürzer treten müssen. Durch unsere gute Jugendarbeit und die Zugänge in der Saison können wir zwar viel kompensieren, aber die Erfahrung und Ruhe auf dem Feld fehlt und ist schwer zu ersetzen. Zum anderen ist es die Tatsache, dass wir bisher kaum an zwei Spieltagen mit den gleichen Reihen auftreten konnten. Dadurch sind wir wenig eingespielt und müssen erst zu unserem Spiel finden, was -wie man am Wochenende gesehen hat- nicht immer auf Anhieb gut funktioniert. Darüber hinaus vermisse ich ein wenig die körperliche Fitness, die uns in den Jahren zuvor Spiele oft noch „hinten heraus“ gewonnen hat, weil wir einfach etwas mehr willens als der Gegner waren, am Ende noch viel Laufarbeit zu leisten.
3. Wo liegen deiner Meinung nach die sportlichen Hauptbaustellen und was glaubst du, hat die Großfeldmannschaft anderen Vereinen auf dem Spielfeld voraus?
In meinen Augen gibt es zwei größere Baustellen, an denen wir für die nächste Saison arbeiten müssen. Unser Überzahlspiel lässt sehr zu wünschen übrig und muss verbessert werden. Dann kommen wir auch nicht in solche Probleme wie im ersten Spiel gegen Köln, in dem wir beim Stande von 4:4 fünf Minuten vor Spielende eine fünfminütige Überzahl erhalten und der Gegner auch noch einen Feldspieler zum Torwart umrüsten muss. Das Spiel verloren wir letztendlich mit 4:5 nach Verlängerung. Das darf nicht passieren und das schwache Powerplay trug sicherlich zu den oft knapp verlorenen Spielen bei. Außerdem ist da noch die schon erwähnte etwas zu schwache Fitness. Wir sind zwar ein generell laufstarkes und schnelles Team, bauen dabei aber gegen Spielende viel zu stark ab. Das gibt dem Gegner auch noch mal Motivation und vielleicht einen Funken Hoffnung, was eigentlich leicht vermeidbar wäre. Hinzu kommt das Problem, dass wir unsere Leistung in manchen Spielen einfach nicht abrufen. Man weiß nicht so recht warum, aber manchmal läuft es nicht. Dies zähle ich zwar nicht als klassische Baustelle, sollte aber auch unbedingt abgestellt werden. Irgendwie.
Auf der anderen Seite sehe ich unsere Stärken einerseits sowohl im Teamplay, als auch (was widersprüchlich dazu scheint) in der teilweise großartigen individuellen Klasse. Wir haben Ausnahmetalente in unseren Reihen, die eigentlich nicht in der Regionalliga spielen sollten, sondern deutlich größere Ambitionen haben dürfen. Dass es untereinander trotzdem so gut harmoniert, ist nicht selbstverständlich und macht uns generell stark. Wir sind außerdem mit hervorragenden Torhütern ausgestattet, an denen sicher auch andere, größere Vereine ein reges Interesse hätten. Wenn wir an unseren Baustellen arbeiten, können wir den Kopf nach dieser enttäuschenden Saison auch wieder nach oben nehmen. Dann können wir auch öfter Spiele gegen den klaren Tabellenführer (sofern man bei der unterschiedlichen Anzahl von Spielen davon sprechen kann) sehr überzeugend mit 8:2 gewinnen.
4. Was sind für dich langfristig realistische Ambitionen mit dem Team und was sind deine individuellen Ziele?
Nachdem wir in den letzten beiden Saisons den Aufstieg in die 2. Bundesliga jeweils nur um ein Tor verpasst hatten, wollten wir es dieses Jahr unbedingt schaffen und sind mit der klaren Zielvorgabe „Aufstieg“ in das Floorbaljahr gestartet. Ein Blick auf die Tabelle hat uns aber dann wieder hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ich denke nicht, dass der Aufstieg als Ziel zu hoch angesetzt war, aber realistisch gesehen haben wir ihn dieses Mal sogar klar verfehlt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir in guter Verfassung jedes Team der Liga schlagen können. Daher wäre etwas anderes als der erneute Aufstiegsversuch im nächsten Jahr Tiefstapelei. Nach dem diesjährigen Rückschlag wird es natürlich noch mehr Arbeit, aber ich bin überzeugt, dass wir diese gerne verrichten werden, um im darauf folgenden Jahr eine Liga höher spielen zu können. Das ist auch mein persönliches Ziel. Da ich wahrscheinlich kein Leistungsträger im Team mehr werde, möchte ich mich selbst so gut es geht verbessern und gerade meine technischen Defizite ausmerzen. Man lernt selbst nur, wenn man sich mit Besseren misst. Kurzfristiges Ziel ist definitiv Schadensbegrenzung in der aktuellen Saison. Sprich: Platz 2 zurückholen.
5. Du bist selbst Schiedsrichter und Spieler zugleich. Bewerte doch einmal das Regionalligasystem mit 2 Partien pro Spieltag und Schiris, die gleichzeitig spielen, im Gegensatz zu Ligamodi wie z.B. der der 2. Bundesliga mit 1 Spiel pro Tag und externen Schiris. Was ist dir persönlich lieber?
Ich persönlich finde als Spieler die Regelung ganz okay, dass ich an einem Spieltag gleich zwei Spiele absolvieren kann. Das liegt aber für mich daran, dass ich aus Aachen schon eine 80-km-Hinfahrt zu einem Heimspiel habe. Zu den meisten Auswärtsspielen ist es noch weiter. Das ist sehr zeitraubend und die doppelte Anzahl an Terminen würde meine Planung auch nicht leichter machen. Ich verstehe aber durchaus, dass fast alle meiner Teamkollegen die Lösung mit nur einem Spiel pro Spieltag bevorzugen. Das ginge mir unter normalen Umständen ebenso.
Zum Thema Schiedsrichter muss ich sagen, dass wir in Holzbüttgen glücklicherweise aus einem Pool gut ausgebildeter Schiedsrichter auch mit Zweitligaerfahrung schöpfen können. Daher ist es oft sehr nervenaufreibend zu sehen, was unerfahrene oder auch einfach schlechte Schiedsrichter auf Regionalliganiveau teilweise leisten. Das beste Beispiel ereignete sich beim Spiel in Mülheim gegen Mainz. Dort wurde uns das glasklare Tor in der Verlängerung aberkannt. Das in dieser Situation gut positionierte Schiedsrichterpaar Buckermann/Wagner sah den Ball statt am hinteren Torgestänge an der Latte, obwohl sich sogar das Tornetz deutlich sichtbar bewegte. Auch alle Zuschauer sowie die am Spiel nicht beteiligten Teams hatten das Tor gesehen und letztere machten sich schon zum Betreten des Feldes bereit, aber das Spiel lief weiter. Fast im Gegenzug erzielte Mainz seinerseits das Tor. Damit sind wir nach jetzigem Stand der Tabelle um Platz 2 gebracht worden und können ihn aus eigener Kraft nicht mehr erreichen. Dies ist nur ein Beispiel für die streckenweise hanebüchenen Entscheidungen, die immer wieder an Regionalligaspieltagen getroffen werden. Aus dieser Perspektive wären natürlich externe Schiedsrichter wünschenswert, die besser ausgebildet sind und vor allem nicht am aktuellen Spieltag beteiligt sind. Es würde auch einen seriöseren Eindruck hinterlassen, aber ist organisatorisch und finanziell ohne Weiteres nicht zu stemmen.
6. Was erwartest du im Saisonendspurt? Sowohl was die Tabellenkonstellation betrifft als auch die beiden letzten Spiele der DJK gegen Kassel und Bonn.
Da wir Schützenhilfe benötigen, um Platz 2 zurückzuerobern, gehe ich mit gedämpften Erwartungen in den letzten Spieltag. Wir müssen gewinnen. Beide Spiele. Und zwar mit sechs Punkten. Und dann kann es trotzdem sein, dass es nicht reicht. Nicht mal für Platz 2, was sehr frustrierend wäre und dem Saisonverlauf auch nicht angemessen. Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen, die sechs Punkte einfahren, dann die Saison abhaken und uns schnell auf die nächste konzentrieren.
Danke für deine Ausführungen, Björn. Bis Bald!