Ohne die Entwicklungen in der Landeshauptstadt, wäre Floorball in Holzbüttgen vermutlich nicht das, was es heute ist: Ein Aushängeschild für den Kaarster Sport. Andreas Hofferbert blickt in unserer 10jährigen Abteilungs-Jubiläumssaison in diesem Historie-Zweiteiler auf die Ursprünge von Unihockey/Floorball in und um Düsseldorf zurück. Hier findet ihr den ersten Teil. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Andreas für die tolle Aufarbeitung!
Floorball (damals noch Unihockey genannt) wurde schon seit Mitte der 1980er-Jahre regelmäßig im Hochschulsport der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf gespielt.
Carl-Ake Ahlquist (damaliger Geschäftsführer der Firma Unihoc) hatte die Vision, Floorball auch in Deutschland zu etablieren. Hierfür suchte er sich gezielt Universitäten aus, an denen Sportlehrer ausgebildet wurden, und stiftete Schläger, Tore und Bälle.
Hierdurch wurde Floorball auch fester Bestandteil des jährlichen Sport-Dies in Düsseldorf (und so wurde auch ich von dieser Sportart angefixt – was ich allerdings damals noch nicht wusste: „lebenslang“).
Zudem gab es über das Jahr verteilt eine Reihe von (festen) Studententurnieren, wie z.B. in Braunschweig, Bremen, Clausthal-Zellerfeld, Dortmund, Enschede (NL) und natürlich in Düsseldorf (die sog. Mai-Bowl mit bis zu 30 internationalen Teams). Gespielt wurde die Kleinfeldvariante (d.h. 4 Spieler, kleine Tore ohne Torhüter) in Mixed-Form, d.h. jede Mannschaft musste immer mindestens eine Spielerin auf dem Feld haben.
Bei diesen Turnieren standen allerdings die Feierlichkeiten deutlich im Vordergrund. Besonders erwähnenswert ist, dass Carl Ahlquist regelmäßig ein schwedisches Team („Team Galaxy“) durch Deutschland schickte, welches uns Deutschen zeigen sollte, wie man richtig Floorball spielt. Die beste Chance zumindest in die Nähe eines Unentschiedens zu kommen war, wenn man das Glück hatte, direkt am Sonntag-Morgen gegen das Team Galaxy antreten zu dürfen. Die Samstag-Nacht wurde in meiner Erinnerung vor allem vom schwedische Team intensiv genutzt um bestimmte – in Schweden nicht ganz so günstige – Getränke ausreichend zu konsumieren. Irgendeinen Anreiz brauchte auch ein schwedisches Team, um die Anreise für ein technisch indiskutables Turnier in Kauf zu nehmen.
Zudem sponsorte Carl Ahlquist auch deutsche Mannschaften, welche an dem großen Mixturnier in Göteborg (jeweils im November) teilnehmen wollten. Bei einem dieser Turniere (an das genaue Jahr kann ich mich leider nicht mehr erinnern) lud Carl die Vertreter der deutschen Teams zu einem Abendessen in sein Haus in der Nähe von Göteborg ein. Er besprach mit uns, wie man gemeinsam Floorball in Deutschland strukturiert aufbauen / etablieren könnte. Bei den Vertretern der Teams aus den neuen Bundesländern (z.B. Dr. Rolf Blanke) fiel dies glücklicherweise auf sehr fruchtbaren Boden, wohingegen wir aus den alten Bundesländern keine Chancen sahen, mit unseren Möglichkeiten die etablierten Sportarten vor allem im Jugendbereich „anzugreifen“. Aus meiner Sicht wurde an diesem Abend die Grundlage für die sehr positive Entwicklung unseres Sports in den neuen Ländern ebenso gelegt, wie auch deren spätere und sehr lange andauernde Dominanz.
Um das Gesamtbild der damaligen Situation aus meiner Sicht abzurunden, sei noch erwähnt, dass parallel auch in Hochdahl eine Art Floorball gespielt wurde. Kurz zusammengefasst: Handballfeld, Handballtore und richtig harter Körpereinsatz unter Männern …
Da an den o.g. Studententurnieren i.d.R. immer dieselben Teams / Universitäten teilnahmen, überlegte man sich in diesem Kreis, einen Verband zu gründen, den Deutschen Unihoc Bund. Hierfür benötigte man 7 Vereine.
Also gründeten wir auch in Düsseldorf zunächst selber einen Verein, den 1. Unihoc-Club Turbo Düsseldorf 1992 mit Sitz in Düsseldorf. Zu den ersten Vorstandsmitgliedern zählten:
Kai Etzkorn (1. Vorstand), Simone Fleuren (2. Vorstand), Andreas Hofferbert (Kassenwart) und Ricardo Diaz-Flores (Schriftführer).
Neben dem Vorstand gab es zu Beginn noch die folgenden weiteren Mitglieder:
Gabi Frei, Anke Paulus und Bernd Wilke.
Am 30.1.1992 gründeten folgende Vereine den Deutschen Unihoc Bund:
Bremen, Magdeburg (2), Berlin, Düsseldorf, Braunschweig und Dortmund.
Im Anschluss fanden die ersten deutschen Meisterschaften in der auch heute noch bekannten Kleinfeldvariante statt. Dabei holte sich 1993 das Team aus Braunschweig im Spiel gegen die Isarrecken aus München in Konstanz die erste Deutsche Meister Krone. Mein Team des 1. UHC Turbo Düsseldorf wurde Dritter, nachdem wir im Halbfinale leider im Penaltyschiessen unterlagen.
Die DM 1994 fand danach in Leipzig statt.
Bei der ersten Großfeld-DM in Konstanz verloren wir leider 1995 im Finale mit 0:3 gegen Konstanz, nachdem wir die Münchner Isarrecken mit 2:0 im Halbfinale schlagen konnten. Mit dabei auf Seiten des Düsseldorfer Teams waren:
Akim und Nassim Bouchouchi, Kai Edler, Kai Etzkorn, Andreas Hofferbert, Jan Kleineidam, Lutz Noack und Erik Wollenweber.
Hier nun noch ein paar konkrete Daten, die sich aus alten Zeitungsartikeln / pers. Aufzeichnungen nachvollziehen lassen:
• „Mai-Bowls“ an der HHU-Düsseldorf:
o 1993 und 1994: 24 Teams (u.a. aus S, NL, CZ)
o 1995: 30 Teams (u.a. aus S, FIN, NOR, NL, CZ, SUI, AUT)
• Das Mixed-Team im Jahre 1995 bestand u.a. aus den folgenden Spielern & Spielerinnen:
Nassim Bouchouchi, Heike Deutz, Ricardo Diaz-Flores, Kai Etzkorn, Gabi Frei, Claudia Göbel, Andreas Hofferbert, Jan Kleineidam, Lutz Noack, Kirsten Schrüfer und Bernd Wilke.
• 1991 – 1994: Internationale Turniere in Enschede (NL): 1. UHC Turbo Düsseldorf konnte das Turnier 3 x gewinnen
• 1998: Qualifizierte Teams Herren-Kleinfeld DM in Hohenmölsen (Nähe von Leipzig): Halle, Berlin, Leipzig, Düsseldorf
Das Kleinfeld-Team des 1. UHC Düsseldorf bestand 1998 u.a. aus Nassim Bouchouchi, Andreas Hofferbert, Jan Kleineidam, Björn Grunewald, Lutz Noack, Jan Svoboda:
Weitere Details zur Floorball-Geschichte (International und Deutschland) gibt es auch im Buch von Kratochvil & Nebe „floorball – Geschichte, Training, Taktik“ (Meyer & Meyer Verlag) nachzulesen.
Es würde mich sehr freuen, wenn es weitere Weggefährten von damals geben würde, die meine teilweise nur noch nebulös vorhandenen Erinnerungen bzw. meinen sehr subjektiven Bericht mit eigenen Fakten und Histörchen ergänzen könnten. Es wäre super, wenn es uns so gelänge, unsere Historie für die kommenden DJK-Floorball-Generationen lückenlos darstellen zu können. Mein obiger Text sollte hierfür nur der Beginn sein.
Kaarst, im Januar 2020
Andreas Hofferbert