Unihockeytown-Dialog: Quicktalk mit Jörg Feldhausen

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Filigranes Dribbling oder riskante Schlenzschüsse aus scharfen Winkeln sieht man bei ihm selten. Dafür aber umso häufiger hartes, konsequentes Zweikampfverhalten mit klugem Körpereinsatz, motivierende Fähigkeiten und Kampfgeist höchster Güte. Und selbstverständlich seine Geheimwaffe: Den „Bauerntrick“. Er ist einer der ältesten Spieler des GF-Herrenkaders und aufgrund seines Erfahrungsschatzes umso wertvoller für das Team und junge Mitspieler. Gerade in schwierigen Zeiten und bei Misserfolgen operiert er als tragende Säule der Tugendhaftigkeit und trägt extrem zum Teambuilding bei. Mit 36 Jahren ist für ihn noch längst nicht Schluss mit Floorball und wahrscheinlich niemals ‚Schluss mit Lustig‘. Wir haben heute die Ehre Verteidiger Jörg Feldhausen im Unihockeytown-Dialog zu begrüßen!

Unihockeytown.de: Lieber Jörg, du bist in einem Lebensabschnitt, in dem man für gewöhnlich nicht gerne über sein Alter spricht. Du aber machst in der Regel kein Geheimnis daraus, der Teamälteste zu sein und trägst nach wie vor regelmäßig in allen Wettbewerben das Trikot der Herrenmannschaft. Nun haben wir dagegen auch einige Jungspunde im Team. Macht es dich stolz, da noch mithalten zu können?
Jörg Feldhausen: Wenn ich nach einem langen Spieltag meinen Rollator in die Kabine schiebe und meine dritten Zähne wieder einsetze, denke ich schon ab und zu, dass ich alles richtig gemacht habe. Ne Spaß beiseite. Es gibt in den Ligen viele Topspieler über 35 und genauso viele die unter 18 sind. Es wäre wohl ein Fehler den Gegenspieler aufgrund seines Alters abzuschätzen. Was sich mit den Jahren wirklich geändert hat, ist mein Stellungsspiel. Ich muss gucken, dass ich gut stehe, weil ich viele kleine Sprints in die richtige Position nicht lange überlebe.

Wo tut es am Morgen nach einem Spiel am meisten weh?

Ich hab häufig Rücken und Beine. Die Regeneration braucht einfach länger. Früher habe ich nachdem ich was abgekriegt habe erst einmal den Sitz meiner Frisur kontrolliert und bin fröhlich weitergelaufen, jetzt plagt mich ein simpler Pferdekuss schon mal viele Wochen.

Zusammen mit dem Hahnen-Dreigespann, Kristof Marzinkowski, Antti Paatero und Thorsten Tüllmann komplettierst du die Ü30-Front, welche einen nicht unerheblichen Teil innerhalb des Teams bildet. Wie interpretierst du eure Rolle in Bezug auf die jetzt nachrückende junge Generation unter 18?
Ich denke wir sollten im Training genauso wie alle anderen reinklotzen, keine Extrawurst verlangen und stets an unsere Grenzen gehen. Der Nachwuchs sollte immer motiviert werden uns gerade auch körperlich zu übertreffen. Ehrlich – ich freu mich über jeden Jugendspieler, der im Zweikampf mithält und mich mit seinen technischen Fähigkeiten dumm aussehen lässt. Ich denke eine große Hürde vom Jugend- in den Herrenbereich ist die Zweikampfhärte und da sollten wir unseren Nachwuchsspielern zur Seite stehen und ihnen die Angst vor körperlich betontem Spiel nehmen. Dazu gilt es auch gerade als älterer Spieler  in hitzigen Situationen runterzuschalten und dem Team die nötige Ruhe zu geben, um sich wieder auf das wesentliche Spielgeschehen zu konzentrieren. Negative Emotionen rausnehmen und die Mitspieler positiv verstärken.

Was hältst du vom viel diskutierten Leitbild der „flachen Hierarchie“? Wie wichtig ist es für junge Spieler heutzutage angeleitet zu werden und wie schwer ist es heutzutage junge Spieler anzuleiten?

Ich denke je jünger der Spieler ist, umso besser kann man ihn noch ausbilden. Gerade im Jugendbereich sollten deshalb eigentlich die besten Trainer des Vereins arbeiten.

Schwierigkeiten sehe ich dabei nicht. Halte das generelle Bild von der heutigen Jugend in den Medien auch für arg übertrieben. Die jungen Spieler in unserem Team, die weniger als halb so alt wie ich sind, erscheinen mir eigentlich alle diszipliniert, höflich und ehrgeizig, so dass es viel Spaß macht zusammen zu trainieren. Mal ehrlich, es gibt Nachwuchsspieler im Kader deren technisches Niveau werde ich nie erreichen, also sehe ich das auch von beiden Seiten und schaue mir da was ab und lerne selbst dazu.

Woraus schöpfst du deine Motivation? Welche Ziele treiben dich an?

Ich könnte jetzt sagen meine Ziele sind fit und gesund zu bleiben, aber tief drin will ich die „Grün Weißen“ in der 2. Bundesliga sehen.
Ich hab den Sudden Death Treffer von Dümpten vor 2 Jahren miterlebt und mein Schuss streifte nur den Pfosten vier Sekunden vor Ende der Relegation gegen Berkersheim im letzten Jahr. Dazu durfte ich einen Großteil der Kleinfeld DM wegen einem boxkampfreifen Cut in der Notaufnahme verbringen. Das waren bittere Momente, die an einem nagen, aber mich auch andererseits wieder stark machen und die Motivation geben erst aufzuhören, wenn ich im Weg stehe oder es körperlich nicht mehr auf die Reihe kriege.

Wo siehst du Momentan im Team und persönlich die größten Baustellen und was sind deine sportlichen Ziele mit dem Team, aber auch individuell?
Wie gesagt, will ich mit der DJK in die 2. Bundesliga und um da zu bestehen, müssen wir uns in fast allen Bereichen verbessern. Generell gilt das für Passspiel, Abschluss, Zweikampf und Fitness aber auch im taktischen Bereich. Gerade da müssen wir einfach cleverer werden, das Spiel lesen und entsprechend agieren. Momentan verspielen wir häufig hohe Führungen weil wir diese nicht verwalten sondern weiter „Hurra Floorball“ nach vorne spielen oder wir stehen andererseits zu tief gegen Gegner, die wir besser packen könnten, wenn wir diese direkt im Aufbau stören.
Vor vielen Jahren war das Problem der DJK die Verteidigung. Jetzt hat man zum zweiten mal hintereinander die beste Verteidigung bzw. Gegentorquote der Liga hervorbringen können. Es heißt doch immer „Der Sturm gewinnt Spiele, aber die Verteidigung gewinnt Meisterschaften“, warum gewinnen wir in Holzbüttgen nie Meisterschaften, wenn doch hinten scheinbar alles Stimmt?
Ja richtig, die Defensivarbeit ist viel besser geworden, gerade wenn wir es schaffen die „Fünf“ vor den Ball zu bekommen. Schwerer fällt es uns da noch immer vorne draufzugehen und entsprechend nachzurücken und so auch einmal schnell aus einem Konter ein Tor zu erzielen.

Viele Tore waren auch Einzelleistungen, was natürlich von großer individueller Qualität zeugt, wenn man sich aber die Scorerlisten der letzten Jahre anschaut punktet hauptsächlich nur ein kleiner Teil der Mannschaft regelmäßig und so sind wir ausrechenbar, indem man als Gegner bestimmte Spieler rausnimmt. Gerade diese Saison arbeiten wir im Umbruch ja daran das zu verändern, dazu müssen wir auch einfach mehr Tore aus Kombinationen erzielen, was uns noch schwer fällt. Weiter gilt es dann auch gerade mental stärker zu werden und wacklige oder entscheidende Spiele für uns zu entscheiden. Ich denke jeder von uns könnte aus dem Handgelenk mehrere dumme Situationen aus den letzten zwei Jahren aufzählen, wo wir die Meisterschaft verspielt haben und bei einer Entscheidung mit nur einem Punkt oder dem besseren Torverhältnis ist das auch nicht schwer.

Dein Tipp zum finalen Großfeldspieltag. Ergebnisse? Finale Tabellenkonstellation? Liga-Top-Scorrer? Liga-Top-Torhüter?

Diese Saison war nicht leicht, weil wir auch versucht haben viele junge und neue Spieler zu integrieren, was für die Zukunft sehr wichtig ist und sich auszahlen wird. Andererseits hat Erlensee selten mal eine Schwäche gezeigt und wurde so verdient Meister. Am letzten Spieltag wollen wir uns zumindest den zweiten Platz holen und unsere Gegner wollen das nach Möglichkeit verhindern. Nach der Tabellensituation müssen wir zweimal gewinnen, aber mit Bonn als Zweitvertretung einer Topmannschaft wartet da eine Wundertüte, wo uns der ein oder andere Spieler bestimmt Probleme bereiten kann. Espenau, ehemals Kassel hat ja letztes Jahr noch ein spannendes Finale mit einem Überraschungssieg gegen Berkersheim ermöglicht und darf nicht unterschätzt werden. Gerade körperlich sind die Jungs topfit und werden versuchen gut in die Zweikämpfe zu kommen, wo ihre Stärke liegt. Wir sind also gewarnt.

Tippen kann man im Floorball doch gar nicht, aber alles andere als zwei Siege würde mich enttäuschen. Top Scorer und Torhüter sind nette Titel, zeigen aber nicht immer die Stärke eines Teams.

In diesem Sinne schaun mer mal…
Vielen dank für deine Ausführungen, Jörg.