Training am anderen Ende der Welt – Floorball Damen WM in Singapur

238
Joel Heine leitet das Training der Damennationalmannschaft in Singapur. (Foto: Tillmann Dreesen, FD)

Joel Heine ist ganz in seinem Element. Engagiert erklärt er im Training die Taktik und Vorgehensweise für das anstehende Spiel. Nur mit dem Unterschied, dass er momentan über 10.000km weit entfernt von Kaarst in Singapur ist und ihm dabei 20 Damen aufmerksam zuhören. Es geht um Gegnerinnen aus Australien, Frankreich oder Singapur und nicht um Weißenfels, Hamburg oder München. Joel Heine bereitet als Cheftrainer die deutsche Damennationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft 2023 vor.

Normalerweise kennen wir ihn als Trainer der DJK Holzbüttgen Herrenmannschaft in der Floorball Bundesliga. Doch Joel Heine hat 2 Trainerjobs in Deutschland und ist erstmalig als Cheftrainer verantwortlich für das Team der Damen. Am Samstag den 2.12. startet das Turnier mit der ersten Spiel der deutschen Mannschaft, gegen die Damen aus Australien. Morgens um 5.30 Uhr unserer Zeit wird angepfiffen, da durch die Zeitverschiebung die Spiele meist sehr früh oder am Vormittag gelegen sind.

12 Stunden später, 18 Uhr Ortszeit in Kaarst, stehen die Herren der DJK Holzbüttgen in der Stadtparkhalle zum Spiel bereit. Diesmal dann ohne den Cheftrainer, der sich aber einen Wecker stellen wird, um das Spiel im Livestream zu verfolgen.

Der Herren- und Damen-Spielbetrieb läuft international unabhängig voneinander und so geht der Spielbetrieb in der Floorballbundesliga der Herren ungehindert weiter. 3 Spiele der DJK wird Heine dadurch verpassen.

Joel Heine an der Bande zu Spielbeginn. Sein Platz bleibt die nächsten 3 Spiele leer. (Foto: A. Klüppelberg)

Es werden also anstrengende 10 Tage für den finnischen Trainer, der es sich nicht nehmen lassen will, auch sein Clubteam bestmöglich zu unterstützen. Was treibt ihn an, diese Strapazen auf sich zu nehmen?

Vor allem reizt ihn die unterschiedliche Herangehensweise, die erforderlich ist. Mit der Mannschaft im Verein ist er jede Woche zusammen. Er hat viele Trainingseinheiten, um seine Ideen von Taktik und Spielgestaltung in Ruhe einbringen und umsetzen zu können. Die Entwicklung jedes einzelnen Spielers und seine Begleitung über einen längeren Zeitraum hinweg, gibt ganze andere Möglichkeiten. Die Beziehungen der Spieler untereinander und zu ihm als Trainer wachsen und es gibt viele gemeinsame Reisen und Erlebnisse.

Als Cheftrainer einer Auswahlmannschaft sieht es da anders aus. Die Spielerinnen müssen sich in ihren Vereinen entwickeln und dort die Grundlagen aneignen. Dazu bekommen Sie auch im Rahmen der Lehrgänge mit der Nationalmannschaft ihre Aufgaben benannt und nehmen es mit in die alltägliche Trainingsarbeit im Verein. Wenn Sie dann zur Weltmeisterschaft zusammenkommen, geht es darum in kurzer Zeit die besten Lösungen zu finden, wie die einzelnen Spiele erfolgreich bestritten werden können. Spielzüge und taktisches Grundverhalten müssen dann schon „sitzen“, so dass in den wenigen Trainingseinheiten nur noch ein Feintuning erfolgt. Dafür ist diese kurze Zeit während eines Turnieres meist von einer hohen Intensität an Zusammenhalt und Teamgeist geprägt. Ein anderes Erleben und Miteinander in internationalem Kontext.

Joel Heine im Kreise seiner Spielerinnen. (Foto: Tillmann Dreesen, FD)

Ergibt sich ein Unterschied in der Art und Weise wie er Damen und Herren coacht?
Heine verneint das und hat das Gefühl, dass er mit seiner Trainingsgestaltung sowohl bei den Damen als auch bei den Herren gut zurechtkommt. Mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen, die sich manchmal daraus ergeben können. Das Wichtigste ist seiner Meinung nach die persönliche Haltung und Authentizität. Es würde nicht funktionieren, wenn er bei der einen Mannschaft versuchen würde anders rüberzukommen und sich dafür verstellen müsste.

Doch diese Haltung und dieser Einfluss fehlt im Training der DJK nun bis zum 12.12. Wie also haben sich die Mannschaft und Trainer darauf vorbereitet? Die Terminkollision war hinlänglich bekannt und so wurde frühzeitig alles miteinander abgesprochen. Die Trainingspläne hat Heine im Vorfeld erarbeitet und mit den Kapitänen in der Mannschaft durchgesprochen. Sie werden den Floorball spezifischen Part leiten. Dass sich kein Schlendrian in der Fitness einstellt, dafür ist Athletiktrainer Tom Heydenreich verantwortlich. Er ist, wie sonst auch, vor Ort in Kaarst und wird ein Auge darauf haben, dass es nicht zu gemütlich wird im Training.

Werden die Mannschaft in ungewohnter Rolle begleiten. Kimmo Vallema (li.) und Tom Heydenreich (re.). (Foto: A. Klüppelberg)

Die größte Herausforderung liegt daher in den Abläufen an den Spieltagen. Insgesamt 3 Spiele sind an den zwei Wochenenden zu bestreiten und da müssen dann alle aus dem Stuff mit ran. Betreuer Kimmo Vallema wird an der Bande die Uhr im Blick behalten, damit die Spieler auch pünktlich zu ihren Wechseln kommen und sich ihre Kräfte gut einteilen. In den Drittelpausen wird es dann Kommentare vom Headcoach an die Teammanager geben. So kann sein Input direkt im Spiel wieder umgesetzt werden.

Für Joel Heine selbst heißt das Schlafverzicht, um sich alles im Stream anzuschauen. Die Zeitzone von Singapur ist 7 Stunden voraus. Gut, dass die Finnen als Kaffee verliebt gelten.
Er selbst bleibt aber entspannt und vertraut seinen Führungsspielern in Holzbüttgen vollkommen. Sie sind täglich miteinander in Kontakt und Heine ist überzeugt, dass alles gut funktionieren wird.

Haben momentan viel zu besprechen: Kapitän Dennis Schiffer und sein Cheftrainer. (Foto: A. Klüppelberg)

Genauso drücken wir aus Deutschland unseren Damen, dem weiteren Stuff um Joel Heine am anderen Ende der Welt die Daumen, dass alles gut funktionieren wird. Die Spiele der Damen werden alle kostenfrei über den Youtube-Kanal von Spontent übertragen. Spielpläne und Ergebnisse gibt es über die offizielle Internetseite der Weltmeisterschaft.
Einblicke in das Drumherum und Dahinter liefern die Social Media Kanäle von Floorball Deutschland.

Mannschaftsfoto der deutschen Damennationalmannschaft in Singapur.

Wir wünschen eine gute, erfolgreiche Zeit.

Artikel: K. Marzinkowski